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.Haben Sie Marianens Briefe gelesen?Es sind dieselben, die sie zu jener unglücklichen Zeit schrieb.Vergebens suchte ich mich Ihnen zunähern, vergebens Ihnen diese Blätter zuzustellen; Ihr grausamer Schwager hatte Sie so umlagert,daß alle List und Klugheit vergebens war, und zuletzt, als er mir und Marianen mit dem Gefängnisdrohte, mußte ich wohl alle Hoffnung aufgeben.Trifft nicht alles mit dem überein, was ich erzählthabe? Und setzt nicht Norbergs Brief die ganze Geschichte außer allen Zweifel?«»Was für ein Brief?« fragte Wilhelm.»Haben Sie ihn nicht in der Brieftasche gefunden?« versetzte die Alte.»Ich habe noch nicht alles durchlesen.«»Geben Sie nur die Brieftasche her; auf dieses Dokument kommt alles an.Norbergsunglückliches Billett hat die traurige Verwirrung gemacht, ein anderes von seiner Hand mag auchden Knoten lösen, insofern am Faden noch etwas gelegen ist.« Sie nahm ein Blatt aus derBrieftasche, Wilhelm erkannte jene verhaßte Hand, er nahm sich zusammen und las:»Sag mir nur, Mädchen, wie vermagst du das über mich? Hätt ich doch nicht geglaubt, daß eine Göttinselbst mich zum seufzenden Liebhaber umschaffen könnte.Anstatt mir mit offenen Armenentgegenzueilen, ziehst du dich zurück; man hätte es wahrhaftig für Abscheu nehmen können, wie dudich betrugst.Ist's erlaubt, daß ich die Nacht mit der alten Barbara auf einem Koffer in einerKammer zubringen mußte? Und mein geliebtes Mädchen war nur zwei Türen davon.Es ist zu toll, sagich dir! Ich habe versprochen, dir einige Bedenkzeit zu lassen, nicht gleich in dich zu dringen, undich möchte rasend werden über jede verlorne Viertelstunde.Habe ich dir nicht geschenkt, was ichwußte und konnte? Zweifelst du noch an meiner Liebe? Was willst du haben? sag es mir! Es soll diran nichts fehlen.Ich wollte, der Pfaffe müßte verstummen und verblinden, der dir solches Zeug inden Kopf gesetzt hat.Mußtest du auch gerade an so einen kommen! Es gibt so viele, die jungenLeuten etwas nachzusehen wissen.Genug, ich sage dir, es muß anders werden, in ein paar Tagenmuß ich Antwort wissen, denn ich gehe bald wieder weg, und wenn du nicht wieder freundlich undgefällig bist, so sollst du mich nicht wiedersehen.«In dieser Art ging der Brief noch lange fort, drehte sich zu Wilhelms schmerzlicher Zufriedenheitimmer um denselben Punkt herum und zeugte für die Wahrheit der Geschichte, die er von Barbaravernommen hatte.Ein zweites Blatt bewies deutlich, daß Mariane auch in der Folge nichtnachgegeben hatte, und Wilhelm vernahm aus diesen und mehreren Papieren nicht ohne tiefenSchmerz die Geschichte des unglücklichen Mädchens bis zur Stunde ihres Todes.Die Alte hatte den rohen Menschen nach und nach zahm gemacht, indem sie ihm den TodMarianens meldete und ihm den Glauben ließ, als wenn Felix sein Sohn sei; er hatte ihr einigemalGeld geschickt, das sie aber für sich behielt, da sie Aurelien die Sorge für des Kindes Erziehungaufgeschwatzt hatte.Aber leider dauerte dieser heimliche Erwerb nicht lange.Norberg hatte durchein wildes Leben den größten Teil seines Vermögens verzehrt und wiederholte Liebesgeschichtensein Herz gegen seinen ersten, eingebildeten Sohn verhärtet.So wahrscheinlich das alles lautete und so schön es zusammentraf, traute Wilhelm doch nochnicht, sich der Freude zu überlassen; er schien sich vor einem Geschenke zu fürchten, das ihm einböser Genius darreichte.»Ihre Zweifelsucht«, sagte die Alte, die seine Gemütsstimmung erriet, »kann nur die Zeit heilen.Sehen Sie das Kind als ein fremdes an, und geben Sie desto genauer auf ihn acht, bemerken Sieseine Gaben, seine Natur, seine Fähigkeiten, und wenn Sie nicht nach und nach sich selbstwiedererkennen, so müssen Sie schlechte Augen haben.Denn das versichre ich Sie, wenn ich einMann wäre, mir sollte niemand ein Kind unterschieben; aber es ist ein Glück für die Weiber, daß dieMänner in diesen Fällen nicht so scharfsichtig sind.«Nach allem diesen setzte sich Wilhelm mit der Alten auseinander; er wollte den Felix mit sichnehmen, sie sollte Mignon zu Theresen bringen und hernach eine kleine Pension, die er ihrversprach, wo sie wollte, verzehren. 198Er ließ Mignon rufen, um sie auf diese Veränderung vorzubereiten.»Meister!« sagte sie, »behaltemich bei dir, es wird mir wohltun und weh.«Er stellte ihr vor, daß sie nun herangewachsen sei und daß doch etwas für ihre weitere Bildunggetan werden müsse.»Ich bin gebildet genug«, versetzte sie, »um zu lieben und zu trauern.«Er machte sie auf ihre Gesundheit aufmerksam, daß sie eine anhaltende Sorgfalt und die Leitungeines geschickten Arztes bedürfe.»Warum soll man für mich sorgen«, sagte sie, »da so viel zusorgen ist?«Nachdem er sich viele Mühe gegeben, sie zu überzeugen, daß er sie jetzt nicht mit sich nehmenkönne, daß er sie zu Personen bringen wolle, wo er sie öfters sehen werde, schien sie von alledemnichts gehört zu haben.»Du willst mich nicht bei dir?« sagte sie.»Vielleicht ist es besser, schickemich zum alten Harfenspieler, der arme Mann ist so allein.«Wilhelm suchte ihr begreiflich zu machen, daß der Alte gut aufgehoben sei [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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