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.Er war über fünfzig Jahre alt, und um diese Lebenszeit sieht man dem Mann an, was er ist und war, und für Marie Harcourts Augen war in diesem Gesicht etwas, was zur Bewunderung, ja Anbetung zwang.Die Augen erschienen größer als sonst, weil die Wangen ihre etwas schwerfällige Rundung eingebüßt hatten.Frau Perks hatte sogar geäußert, ihr Mietsherr sehe seit seiner Krankheit »so vornehm« aus, und es war richtig, daß das Ausgestandene seiner Erscheinung zum Vorteil gereichte.Seine Seele verschwand nicht mehr unter der Leiblichkeit, und wie er so dasaß und gedankenvoll ins Feuer starrte, sah er ganz und gar mannhaft aus.Wohl war der kräftige, schwere Typus ursprünglich ein alltäglicher gewesen, aber durch seltsame Lebenserfahrungen und ein fast verzehrendes Pflichtgefühl erschien er über die Alltäglichkeit emporgehoben.Er schlug jetzt so plötzlich die Augen auf, daß ihr keine Möglichkeit blieb, den Blick abzuwenden, dessen bewundernder Ausdruck ihr dabei jählings zum Bewußtsein kam.Vielleicht war diese Bewunderung Thorheit, aber vorhanden war sie, und es gibt solche Augenblicke, wo ein Mensch sich dem andern offenbart, unverhüllt vor ihm steht.Prickett war von Natur und durch Gewohnheit zum Mißtrauen geneigt, aber dieser Blick zwang ihn zu vollständiger Offenheit.»Ich weiß genug, um nach Vancouver zu gelangen.Ob die Insel oder die Stadt dieses Namens gemeint ist, hat nicht viel auf sich, da beide nur eine Tagereise auseinander liegen.Morgen reise ich ab.«»Ist das der Weg, den jene einschlagen?« fragte sie in atemloser Spannung.»Ja, den müssen sie wählen, falls sie der Anweisung gehorchen.Sie haben einen Vorsprung von acht Tagen, aber das macht nicht viel aus – ich reise morgen.Sie können Ihrem Vater sagen, daß ich Engels Fährte verfolge und ihn binnen kurzem in Amerika festsetzen lassen werde.Ich weiß etwas mehr über ihre Angelegenheiten, als diese Herren vermuten.Das habe ich Ihnen anvertraut,« setzte er mit einem Anflug der gewohnten Vorsicht hinzu, »und Sie dürfen's Ihrem Vater sagen, aber sonst keiner Seele.«»Sie können mir vertrauen, Herr Prickett,« versetzte sie mit großem Ernst.»Wenn ich Sie zu täuschen versucht habe, so geschah es nur um meines Vaters willen.Jetzt, da Sie auf seiner Seite stehen, gehorche ich Ihnen unbedingt.«»Gut.Wollen Sie die Freundlichkeit haben, der Wirtin zu sagen, daß ich auf ein paar Wochen verreise? Mehr braucht sie nicht zu wissen – ich gehe jetzt ans Packen.«Marie begriff, daß sie damit entlassen war, stand auch auf, konnte sich aber nicht entschließen, zu gehen.»Herr Prickett,« wagte sie zu sagen, »Sie reisen doch über New York? Mein Vater wird in den nächsten Tagen dorthin ausgeliefert werden – stünde es nicht in Ihrer Macht, auf der Durchreise ein gutes Wort für ihn einzulegen?«»Was könnte ich zu seinen Gunsten sagen?«»Daß er sich beinah freiwillig gestellt hat und daß Sie ihn für unschuldig halten!«»Hat er das gethan? Halte ich ihn für unschuldig?«Ein Schmerzenszug bitterer Enttäuschung legte sich über ihr Gesicht.»Ich leugne ja nicht, daß ich sehr geneigt bin, seinen Aussagen Glauben zu schenken,« setzte er begütigend hinzu, »aber was nützt es, wenn ich das sage? Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen: ›Ich halte diesen Mann für unschuldig,‹ und dann erwarten, daß man hierauf Gewicht legt.Das wäre ebenso ungeschäftsmäßig als fruchtlos.«»Aber wenn Sie der Polizeibehörde sagten, daß Sie dem wahren Schuldigen nachsetzen – wenn Sie bäten, das Gerichtsverfahren aufzuschieben, bis Sie ihn erreicht haben?«»Das könnte eine gute Weile währen – vielleicht ewig!«»Aber würde man ihn nicht ein wenig milder behandeln auf Ihre Fürsprache, Herr Prickett? Er ist nicht mehr jung und hat viel gelitten – Sie glauben nicht, wie viel!«»Nun ja, nützt's nichts, so schadet's auch nichts,« lenkte Prickett ein.»Ich, will einem alten amerikanischen Kollegen einen Wink geben.«»O wie dank' ich Ihnen!«»Viel wird das gerade nicht ausmachen,« sagte Prickett, der sich scheute, mehr zu versprechen, als er halten konnte.»Was ich erreichen kann, ist höchstens, daß man ihn etwas gelinder anfaßt.«Damit wollte er auf die Thür zugehen, aber sie hielt ihn durch eine flehende Gebärde zurück.»Darf ich noch eins sagen? Hier kann ich gar nichts thun für meinen Vater, in New York dagegen könnte ich ihm vielleicht von Nutzen sein.Mein Vater hat Freunde drüben, die ich zu seinen Gunsten beeinflussen könnte, und möglicherweise würde es mir gelingen, einen Bürgen für ihn zu finden! Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mit demselben Schiff hinüberführe wie Sie?«Prickett zog die Augenbrauen so erstaunt in die Höhe, daß sie verlegen und errötend hinzusetzte: »Ich würde Sie gewiß nicht in Anspruch nehmen, ja gar nicht mit Ihnen sprechen, auch muß ich auf dem billigsten Platz reisen, denn ich muß meines Vaters wegen unser bißchen Geld zusammenhalten.Aber zu wissen, daß jemand an Bord mich kennt, wäre mir eine Beruhigung – haben Sie etwas dagegen?«»Mein liebes Fräulein, handeln Sie nach Ihrem Belieben.«»Und Sie sind mir nicht böse, wenn ich's thue?«»Dazu habe ich doch kein Recht.Das ist ganz Ihre Sache.«»Dann gehe ich,« erklärte sie.Zwölftes KapitelPrickett bekam in der That während der Ueberfahrt wenig von Marie Harcourt zu sehen.Nur zweimal traf er mit ihr zusammen, aber trotzdem beschäftigte er sich in Gedanken viel mit ihr.Sie hatte die Verkleidung der Witwentrauer abgelegt und trug einen dunklen, reisemäßigen Lodenanzug, in dem ihre schlanke, anmutige Gestalt manchen Blick fesselte.Das Zwischendeck hatte sie aufgegeben, weil trotz seiner Vorzüge für die Kasse die Einrichtungen für eine Dame gar zu ungemütlich waren.Sie reiste also zweiter Klasse, und Prickett würde den Glanz der ersten gern für ihre Gesellschaft drangegeben haben, denn das Mädchen hatte es ihm angethan.»Das junge Ding ist waschecht,« bemerkte er im stillen.»Wenn sie mir auch ein X für ein U machen wollte, so geschah's nur dem Vater zuliebe, und so herzlich ungeschickt obendrein! Als sie mit meiner Kasse davonlief, riskierte sie das Zuchthaus, und die Menschen sind ja solche Dickköpfe, daß neunzig unter hundert sie des Diebstahls bezichtigt hätten.Die und stehlen! Dann bin ich auch ein Dieb!«»Merkwürdig, wie zäh solch ein Frauenzimmerchen seine Ansichten festhält,« überlegte er weiter.»›Mein Vater ist der ehrenhafteste Mann unter Gottes Sonne,‹ sagte sie.Da macht er Bankerott und statt die eingebrockte Suppe auszulöffeln, geht er seinen Gläubigern durch.Aber das ist ehrenhaft, er ist ja ihr Vater! Er verkriecht sich unter falschem Namen und duldet die Herrschaft eines Gauners wie Engel [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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