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.«Sie ist jung und noch ungeschliffen, aber sie ist in Ordnung.»«Wenn Sie es sagen, Mademoiselle, wird es stimmen», meinte Poirot und fragte dann: «Sind augenblicklich noch andere Expeditionsangehörige im Haus?»«Marie Mercado muss hier sein.Die Männer sind alle draußen.Ich glaube, dass sie es hier nicht mehr aushielten, was ich ihnen nachfühlen kann.Wenn Sie vielleicht zum Ausgrabungsplatz gehen möchten…» Sie kam nun auf die Veranda und sagte, mir zulächelnd: «Bestimmt wird Schwester Leatheran Sie begleiten.»«Gern, Miss Johnson», sagte ich.«Und Sie essen mit uns zu Mittag, Monsieur Poirot?»«Mit dem größten Vergnügen, Mademoiselle.»Miss Johnson ging ins Wohnzimmer zurück und setzte sich wieder an ihre Arbeit.«Mrs Mercado ist auf dem Dach.Wollen Sie sie zuerst sprechen?», fragte ich.«Das ist gleichgültig.Gehen wir hinauf.»Auf der Treppe sagte ich: «Haben Sie mich schreien gehört?»«Nicht einen Ton.»«Das wird Miss Johnson beruhigen», erklärte ich.«Sie macht sich Vorwürfe, dass sie, als sie den Schrei zu hören glaubte, nichts getan hat.»Mrs Mercado saß am Geländer, den Kopf auf die Hände gestützt, und war so tief in Gedanken versunken, dass sie uns nicht hörte, bis Poirot vor ihr stand und ihr guten Morgen sagte.Sie schrak zusammen und blickte auf.Ich fand, dass sie elend aussah, unter den Augen hatte sie tiefe, dunkle Schatten.«Encore moi», sagte Poirot.«Ich komme zu einem bestimmten Zweck.» Er erklärte ihr, genau wie Miss Johnson, wie wichtig es für ihn sei, ein genaues Bild von Mrs Leidner zu bekommen.«Die liebe, liebe Louise! Es ist so schwer, sie jemandem zu beschreiben, der sie nicht gekannt hat.Sie war ein exotisches Geschöpf.Ganz anders als alle anderen Frauen, nicht wahr, Schwester? Ein wahres Nervenbündel natürlich, aber von ihr nahm man ja alles gern hin.Und sie war so reizend zu uns allen, nicht wahr, Schwester? Und dabei so bescheiden… ich meine, sie verstand gar nichts von Archäologie und bemühte sich so, etwas zu lernen.Immer fragte sie meinen Mann, wie man die Metallfunde chemisch behandeln müsse, und auch von Miss Johnson ließ sie sich belehren.Oh, wir liebten sie alle so sehr!»«Dann stimmt es also nicht, Madame, dass eine gewisse Spannung… eine unangenehme Atmosphäre geherrscht hat?»Mrs Mercado riss ihre verschleierten Augen auf: «Oh, wer hat das behauptet? Die Schwester? Dr.Leidner? Aber er hat ja nie etwas bemerkt, der arme Mann.» Sie warf mir einen ausgesprochen giftigen Blick zu.«Ich habe meine Spione», erklärte Poirot freundlich lächelnd.Ich sah, wie ihre Lider zuckten.«Glauben Sie nicht», fragte sie süß, «dass nach einem solchen Ereignis jedermann Dinge behauptet, die nicht stimmen? Sie verstehen… ‹Spannung›, ‹unheimliche Atmosphäre›, ‹das Gefühl, dass etwas in der Luft hängt›.Ich glaube, das redet man sich hinterher immer ein.»«Das stimmt, Madame», pflichtete ihr Poirot bei.«Und es war wirklich nicht wahr.Wir waren wie eine glückliche Familie.»«Diese Frau ist die schlimmste Lügnerin, die ich je gesehen habe», erklärte ich empört, als Monsieur Poirot und ich außer Hörweite auf dem Weg zum Ausgrabungsplatz waren.«Ich bin sicher, dass sie Mrs Leidner gehasst hat.»«Sie ist kaum der Mensch, von dem man die Wahrheit erwartet», stimmte er mir zu.«Verschwendete Zeit», sagte ich scharf.«Keineswegs… keineswegs.Wenn ein Mensch mit den Lippen lügt, sagen die Augen die Wahrheit.Wovor fürchtet sie sich, die kleine Madame Mercado? Ich sah Furcht in ihren Augen.Ja, ich bin sicher, dass sie sich vor etwas fürchtet.Das ist sehr interessant.»«Ich muss Ihnen etwas Wichtiges mitteilen, Monsieur Poirot», unterbrach ich ihn und sagte ihm, dass ich den dringenden Verdacht hegte, Miss Johnson habe die anonymen Briefe geschrieben.«Sie lügt also auch… wie gelassen hat sie vorhin Ihre Fragen hinsichtlich der Briefe beantwortet.»«Ja, es war interessant.Sie gab zu, dass sie über diese Briefe Bescheid wusste, dabei war bisher vor den anderen noch nie etwas davon erwähnt worden.Allerdings könnte Dr.Leidner gestern mit ihr darüber gesprochen haben, sie sind ja alte Freunde.Aber wenn er es nicht getan hat… dann ist es merkwürdig und interessant.»Mein Respekt vor ihm wuchs.«Werden Sie sie darauf ansprechen?»«Wo denken Sie hin!», wehrte Monsieur Poirot ab.«Man soll nie mit seinen Kenntnissen prahlen.Bis zur letzten Minute behalte ich alles hier…» Er tippte sich an die Stirn.«Und im – richtigen Moment springe ich wie ein Panther, und, mon Dieu! die Bestürzung!»Ich musste im Stillen lachen bei der Vorstellung, Monsieur Poirot als Panther zu sehen.Wir waren nun am Ausgrabungsplatz angelangt und trafen als ersten Mr Reiter, der gerade einige Lehmmauern fotografierte.Als er fertig war, gab er die Kamera und die Platten einem Araberjungen und beauftragte ihn, sie ins Haus zu bringen.Poirot stellte ihm einige Fragen über Entwicklungstechnik und Filme, die er anscheinend mit Vergnügen beantwortete.Dann ging Poirot zum Zweck seines Kommens über.«Ja, ich verstehe, was Sie meinen», sagte Mr Reiter, «aber ich fürchte, dass ich Ihnen nicht viel helfen kann.Ich bin dieses Jahr das erste Mal hier und habe nur selten mit Mrs Leidner gesprochen.Es tut mir sehr Leid, aber ich kann Ihnen wirklich nichts sagen.»Seiner Sprechweise nach hätte man ihn für einen Ausländer halten können, obwohl er keinen Akzent hatte… höchstens einen leicht amerikanischen Einschlag, fand ich.«Sie können mir doch aber wenigstens sagen, ob Sie sie mochten oder nicht?», fragte Poirot liebenswürdig.Mr Reiter wurde rot und stammelte: «Sie war eine reizende Dame… bezaubernd.Und intelligent, höchst intelligent… jawohl.»«Bien! Sie mochten Sie also? Und mochte sie Sie?»Mr Reiter wurde noch röter.«Oh… ich glaube kaum, dass sie überhaupt Notiz von mir nahm.Und ich hatte ein- oder zweimal Pech.Ich benahm mich immer ungeschickt, wenn ich etwas für sie tun wollte.Ich ärgerte sie durch meine Unbeholfenheit, aber dafür konnte ich nichts… ich hätte gerne alles für sie getan…»Poirot unterbrach ihn mitfühlend: «Ich verstehe… ich möchte jetzt etwas anderes wissen.War die Atmosphäre im Haus glücklich?»«Wie bitte?»«Waren Sie alle glücklich? Lachten und plauderten Sie miteinander?»«Nein… nicht gerade.Man war sogar etwas… steif.» Er schwieg einen Augenblick, kämpfte mit sich und erklärte dann: «Wissen Sie, ich bin kein Gesellschaftsmann, ich bin schwerfällig, schüchtern.Dr.Leidner war immer sehr nett zu mir.Es ist dumm… aber ich kann meine Schüchternheit trotzdem nicht überwinden.Ich sage immer das Falsche.Ich habe einfach Pech.»Er sah wirklich aus wie ein betrübtes großes Kind.«So sind wir alle, wenn wir jung sind», tröstete ihn Poirot.«Die Ausgeglichenheit, das savoir faire, kommt später.»Dann verabschiedete er sich von Mr Reiter.Auf dem Rückweg sagte er sinnend: «Der ist entweder ein ungewöhnlich simpler junger Mann oder ein großer Schauspieler.»Ich schwieg und dachte mit Grauen daran, dass einer dieser Menschen ein kaltblütiger, gefährlicher Mörder sein musste, doch an diesem ruhigen herrlichen Morgen kam mir der Gedanke eigentlich völlig unmöglich vor.21Wir gingen langsam weiter, und bald kamen wir zur so genannten «tiefen Grube», wo Mr Mercado die Ausgrabungen leitete.Als wir ihn sahen, fragte mich Poirot unvermittelt: «Ist Mr Mercado Rechts- oder Linkshänder?»Ich überlegte einen Augenblick und antwortete dann bestimmt: «Rechtshänder.»Mr Mercado schien sich über unseren Besuch zu freuen; sein melancholisches langes Gesicht leuchtete auf [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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.«Sie ist jung und noch ungeschliffen, aber sie ist in Ordnung.»«Wenn Sie es sagen, Mademoiselle, wird es stimmen», meinte Poirot und fragte dann: «Sind augenblicklich noch andere Expeditionsangehörige im Haus?»«Marie Mercado muss hier sein.Die Männer sind alle draußen.Ich glaube, dass sie es hier nicht mehr aushielten, was ich ihnen nachfühlen kann.Wenn Sie vielleicht zum Ausgrabungsplatz gehen möchten…» Sie kam nun auf die Veranda und sagte, mir zulächelnd: «Bestimmt wird Schwester Leatheran Sie begleiten.»«Gern, Miss Johnson», sagte ich.«Und Sie essen mit uns zu Mittag, Monsieur Poirot?»«Mit dem größten Vergnügen, Mademoiselle.»Miss Johnson ging ins Wohnzimmer zurück und setzte sich wieder an ihre Arbeit.«Mrs Mercado ist auf dem Dach.Wollen Sie sie zuerst sprechen?», fragte ich.«Das ist gleichgültig.Gehen wir hinauf.»Auf der Treppe sagte ich: «Haben Sie mich schreien gehört?»«Nicht einen Ton.»«Das wird Miss Johnson beruhigen», erklärte ich.«Sie macht sich Vorwürfe, dass sie, als sie den Schrei zu hören glaubte, nichts getan hat.»Mrs Mercado saß am Geländer, den Kopf auf die Hände gestützt, und war so tief in Gedanken versunken, dass sie uns nicht hörte, bis Poirot vor ihr stand und ihr guten Morgen sagte.Sie schrak zusammen und blickte auf.Ich fand, dass sie elend aussah, unter den Augen hatte sie tiefe, dunkle Schatten.«Encore moi», sagte Poirot.«Ich komme zu einem bestimmten Zweck.» Er erklärte ihr, genau wie Miss Johnson, wie wichtig es für ihn sei, ein genaues Bild von Mrs Leidner zu bekommen.«Die liebe, liebe Louise! Es ist so schwer, sie jemandem zu beschreiben, der sie nicht gekannt hat.Sie war ein exotisches Geschöpf.Ganz anders als alle anderen Frauen, nicht wahr, Schwester? Ein wahres Nervenbündel natürlich, aber von ihr nahm man ja alles gern hin.Und sie war so reizend zu uns allen, nicht wahr, Schwester? Und dabei so bescheiden… ich meine, sie verstand gar nichts von Archäologie und bemühte sich so, etwas zu lernen.Immer fragte sie meinen Mann, wie man die Metallfunde chemisch behandeln müsse, und auch von Miss Johnson ließ sie sich belehren.Oh, wir liebten sie alle so sehr!»«Dann stimmt es also nicht, Madame, dass eine gewisse Spannung… eine unangenehme Atmosphäre geherrscht hat?»Mrs Mercado riss ihre verschleierten Augen auf: «Oh, wer hat das behauptet? Die Schwester? Dr.Leidner? Aber er hat ja nie etwas bemerkt, der arme Mann.» Sie warf mir einen ausgesprochen giftigen Blick zu.«Ich habe meine Spione», erklärte Poirot freundlich lächelnd.Ich sah, wie ihre Lider zuckten.«Glauben Sie nicht», fragte sie süß, «dass nach einem solchen Ereignis jedermann Dinge behauptet, die nicht stimmen? Sie verstehen… ‹Spannung›, ‹unheimliche Atmosphäre›, ‹das Gefühl, dass etwas in der Luft hängt›.Ich glaube, das redet man sich hinterher immer ein.»«Das stimmt, Madame», pflichtete ihr Poirot bei.«Und es war wirklich nicht wahr.Wir waren wie eine glückliche Familie.»«Diese Frau ist die schlimmste Lügnerin, die ich je gesehen habe», erklärte ich empört, als Monsieur Poirot und ich außer Hörweite auf dem Weg zum Ausgrabungsplatz waren.«Ich bin sicher, dass sie Mrs Leidner gehasst hat.»«Sie ist kaum der Mensch, von dem man die Wahrheit erwartet», stimmte er mir zu.«Verschwendete Zeit», sagte ich scharf.«Keineswegs… keineswegs.Wenn ein Mensch mit den Lippen lügt, sagen die Augen die Wahrheit.Wovor fürchtet sie sich, die kleine Madame Mercado? Ich sah Furcht in ihren Augen.Ja, ich bin sicher, dass sie sich vor etwas fürchtet.Das ist sehr interessant.»«Ich muss Ihnen etwas Wichtiges mitteilen, Monsieur Poirot», unterbrach ich ihn und sagte ihm, dass ich den dringenden Verdacht hegte, Miss Johnson habe die anonymen Briefe geschrieben.«Sie lügt also auch… wie gelassen hat sie vorhin Ihre Fragen hinsichtlich der Briefe beantwortet.»«Ja, es war interessant.Sie gab zu, dass sie über diese Briefe Bescheid wusste, dabei war bisher vor den anderen noch nie etwas davon erwähnt worden.Allerdings könnte Dr.Leidner gestern mit ihr darüber gesprochen haben, sie sind ja alte Freunde.Aber wenn er es nicht getan hat… dann ist es merkwürdig und interessant.»Mein Respekt vor ihm wuchs.«Werden Sie sie darauf ansprechen?»«Wo denken Sie hin!», wehrte Monsieur Poirot ab.«Man soll nie mit seinen Kenntnissen prahlen.Bis zur letzten Minute behalte ich alles hier…» Er tippte sich an die Stirn.«Und im – richtigen Moment springe ich wie ein Panther, und, mon Dieu! die Bestürzung!»Ich musste im Stillen lachen bei der Vorstellung, Monsieur Poirot als Panther zu sehen.Wir waren nun am Ausgrabungsplatz angelangt und trafen als ersten Mr Reiter, der gerade einige Lehmmauern fotografierte.Als er fertig war, gab er die Kamera und die Platten einem Araberjungen und beauftragte ihn, sie ins Haus zu bringen.Poirot stellte ihm einige Fragen über Entwicklungstechnik und Filme, die er anscheinend mit Vergnügen beantwortete.Dann ging Poirot zum Zweck seines Kommens über.«Ja, ich verstehe, was Sie meinen», sagte Mr Reiter, «aber ich fürchte, dass ich Ihnen nicht viel helfen kann.Ich bin dieses Jahr das erste Mal hier und habe nur selten mit Mrs Leidner gesprochen.Es tut mir sehr Leid, aber ich kann Ihnen wirklich nichts sagen.»Seiner Sprechweise nach hätte man ihn für einen Ausländer halten können, obwohl er keinen Akzent hatte… höchstens einen leicht amerikanischen Einschlag, fand ich.«Sie können mir doch aber wenigstens sagen, ob Sie sie mochten oder nicht?», fragte Poirot liebenswürdig.Mr Reiter wurde rot und stammelte: «Sie war eine reizende Dame… bezaubernd.Und intelligent, höchst intelligent… jawohl.»«Bien! Sie mochten Sie also? Und mochte sie Sie?»Mr Reiter wurde noch röter.«Oh… ich glaube kaum, dass sie überhaupt Notiz von mir nahm.Und ich hatte ein- oder zweimal Pech.Ich benahm mich immer ungeschickt, wenn ich etwas für sie tun wollte.Ich ärgerte sie durch meine Unbeholfenheit, aber dafür konnte ich nichts… ich hätte gerne alles für sie getan…»Poirot unterbrach ihn mitfühlend: «Ich verstehe… ich möchte jetzt etwas anderes wissen.War die Atmosphäre im Haus glücklich?»«Wie bitte?»«Waren Sie alle glücklich? Lachten und plauderten Sie miteinander?»«Nein… nicht gerade.Man war sogar etwas… steif.» Er schwieg einen Augenblick, kämpfte mit sich und erklärte dann: «Wissen Sie, ich bin kein Gesellschaftsmann, ich bin schwerfällig, schüchtern.Dr.Leidner war immer sehr nett zu mir.Es ist dumm… aber ich kann meine Schüchternheit trotzdem nicht überwinden.Ich sage immer das Falsche.Ich habe einfach Pech.»Er sah wirklich aus wie ein betrübtes großes Kind.«So sind wir alle, wenn wir jung sind», tröstete ihn Poirot.«Die Ausgeglichenheit, das savoir faire, kommt später.»Dann verabschiedete er sich von Mr Reiter.Auf dem Rückweg sagte er sinnend: «Der ist entweder ein ungewöhnlich simpler junger Mann oder ein großer Schauspieler.»Ich schwieg und dachte mit Grauen daran, dass einer dieser Menschen ein kaltblütiger, gefährlicher Mörder sein musste, doch an diesem ruhigen herrlichen Morgen kam mir der Gedanke eigentlich völlig unmöglich vor.21Wir gingen langsam weiter, und bald kamen wir zur so genannten «tiefen Grube», wo Mr Mercado die Ausgrabungen leitete.Als wir ihn sahen, fragte mich Poirot unvermittelt: «Ist Mr Mercado Rechts- oder Linkshänder?»Ich überlegte einen Augenblick und antwortete dann bestimmt: «Rechtshänder.»Mr Mercado schien sich über unseren Besuch zu freuen; sein melancholisches langes Gesicht leuchtete auf [ Pobierz całość w formacie PDF ]